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Der Kapitalmarkt bevorzugt transparente REITs

In der Kommunikation gilt es, Regeln zu beachten

Von Patrick Kiss, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung: Head of Investor & Public Relations, Deutsche EuroShop AG

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht im GoingPublic Magazin Sonderausgabe "G-REITs", Februar 2007, S. 82-83

 

Investor Relations schaffen bessere Voraussetzungen für einen Börsengang, Wertpapier-Emissionen aller Art, Kapitalerhöhungen und Übernahmen anderer Unternehmen durch Aktientausch. Sie sind zu einem festen Bestandteil in der Kommunikationspolitik der Unternehmen geworden. Bis zu 15 Prozent des Börsenwerts eines Unternehmens werden nach Schätzungen von Experten durch kommunikative Faktoren geprägt.

Börsennotierte Unternehmen stehen im Rampenlicht. Aktionäre haben als Eigentümer Anspruch auf umfassende Auskunft, und auch das Gesetz erlegt den Unternehmen umfangreiche Publizitätspflichten auf. Außenstehende Kapitalgeber, Analysten oder Journalisten können ein Unternehmen nicht so gut kennen wie deren Manager. Daher benötigen sie möglichst viele Informationen, um die Zukunft eines Unternehmens, die Fantasie, die in einer Aktie steckt, besser einschätzen zu können. Ist ein Unternehmen nicht in der Lage, eine überzeugende Transparenz herzustellen, droht ihm Kapitalentzug. Für die Aktiengesellschaften ist es daher wichtig, wie sie mit der Financial Community kommunizieren. Die Finanzmärkte reagieren hypersensibel, oftmals übertrieben: auf Negativ-Meldungen verschnupft, auf positive Nachrichten schnell euphorisch.

Abbildung 1: Zielgruppen der Investor Relations

Kennzahlen, Strategie und Visionen

REITs schütten den größten Teil ihrer Gewinne an die Anteilseigner aus. Damit geben sie der Gattung „Aktie" ein Argument, sich als Dividendenpapiere zu bezeichnen. In den Mittelpunkt der Investor Relations rücken wieder Themen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Rendite und Substanz. Die wohl wesentlichsten Kennzahlen zur Bewertung von Immobilien-AGs und REITs sind Cashflow und Net Asset Value.

Diese Kennzahlen gilt es in den unternehmensspezifischen Kontext einzuordnen: Von der Financial Community ebenso gefragt sind Visionen, Strategien, prägnante Aussagen - kurz: die Grunddaten und die Equity Story des Unternehmens.

Dazu bedarf es Darstellungen der Marktstruktur und der Marktposition sowie des Produkt- und Dienstleistungsangebots. Zusammen mit Erläuterungen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung, weiteren Kennzahlen und Hintergrundinformationen zu aktuellen Entwicklungen bilden diese die vergangenheits- und gegenwartsbezogene Präsentation des Unternehmens. Dem Investor können mit Hilfe von Prognosen - beispielsweise über das erwartete Marktwachstum - und deren Einflussfaktoren qualitative und quantitative Unternehmensziele kommuniziert und die geplante Unternehmensstrategie in diesen Szenarien verdeutlicht werden.

Goldene IR-Regeln

Immer mehr gesetzliche Vorgaben regulieren und standardisieren das Umfeld für Investor Relations. Im Januar 2007 ist zum Beispiel das Transparenzrichtlinien-Umsetzungsgesetz (TUG) in Kraft getreten. Es stellt an Wertpapier-Emittenten umfassende und europaweite Transparenzanforderungen für die Veröffentlichung von Kapitalmarktinformationen. Viele derartiger Gesetze müssen befolgt, freiwillige „Goldene Regeln" der Kapitalmarktkommunikation sollten beachtet werden:

 

  • Wesentlichkeit - Es sollten nur Informationen veröffentlicht werden, die mit der Geschäftstätigkeit oder dem Geschäftserfolg eines Unternehmens in Zusammenhang stehen.
     
  • Vollständigkeit - Um das Unternehmen selbstständig und unbeeinflusst einschätzen zu können, erwarten Investoren eine sachlich richtige, vollständige und faire Informationsversorgung. Das bedeutet nicht die komplette Offenlegung aller Unternehmensdaten, denn jedes Unternehmen hat berechtigte Geheimhaltungsinteressen, wie zum Beispiel über bestimmte Produktneuentwicklungen, Märkte oder Strategien.
     
  • Zukunftsorientiertheit - Neben der Rechenschaft über die Tätigkeit in der Vergangenheit interessieren sich die Investoren vor allem für deren Auswirkungen auf den zukünftigen Geschäftserfolg.
     
  • Regelmäßigkeit/Kontinuität - Für die Überlassung seines Kapitals erwartet der Investor regelmäßige Informationen in gleichbleibender Quantität und Qualität, auch in Krisenzeiten.
     
  • Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit - Die Sprichwörter „Wes' Brot ich ess', des' Lied ich sing" und „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht" drücken sehr gut den Balanceakt der Investor Relations aus. Alle vermittelten Informationen sollten der Wahrheit entsprechen und nicht übertrieben dargestellt werden. Andernfalls drohen die Kapitalmärkte mit Sanktionen und es entsteht ein Krisenfall.
     
  • Gleichbehandlung - alle Informationsempfänger sollten gleich behandelt werden, zeitlich wie inhaltlich, insbesondere um nicht mit dem Verbot der Weitergabe von Insiderinformationen im Wertpapierhandelsgesetz in Konflikt zu geraten.
     
  • Zielgruppenfokussierung - Investoren sind an anderen Informationen interessiert, als beispielsweise Kunden. Sie interessieren sich weniger für die genaue Funktionsweise eines neuen Produkts, sondern mehr für den zu erwartenden Verkaufserfolg. Daher sollten die Informationen kapitalmarktspezifisch, einfach und verständlich aufbereitet sein.
     
  • Zeitnähe der Information - Nur aktuelle Informationen aus erster Hand sind für Investoren interessant.
     
  • Wirtschaftlichkeit - Die Kommunikationskosten sollten sowohl im Interesse des Unternehmens als auch im Interesse der Investoren möglichst gering gehalten werden und sich an Kosten-/Nutzenabwägungen orientieren.
     
  • One company, one voice - Die Unternehmensvertreter sollten die Finanz- und Unternehmenskommunikation immer untereinander abstimmen, damit eine kohärente Gesamtkommunikation sichergestellt ist und das Unternehmen ein einheitliches Erscheinungsbild abgibt.
     

Fazit

Investor Relations haben in den letzten Jahren ständig an Bedeutung und Interesse gewonnen. Inzwischen sind sie zu einer Conditio sine qua non einer modernen Aktiengesellschaft geworden. Jedes börsennotierte Unternehmen - sei es eine herkömmliche Aktiengesellschaft, eine Immobilien-AG oder ein REIT - wird seine Finanzkommunikation professionalisieren, um im Wettbewerb um das Kapital der Investoren nicht in eine schlechtere Ausgangsposition zu geraten. Voraussetzung für den Erfolg der Investor Relations ist die Bereitschaft, proaktiv und transparent zu kommunizieren.

 
 

© 2008 by Patrick Kiss

Links

www.goingpublic.de
www.deutsche-euroshop.de
www.dirk.org